12 Nationen, circa 550 Segler, 120 One-Designboote an einer Startlinie. Das macht Bug an Heck 960 Meter Yacht. Schummelt man ein wenig und fährt den Gennakerpole aus, kommt man auf 1,128 Kilometer.
Unseren 27. Platz im Gesamtklassement von 120 Booten finden wir in Ordnung. Erhofft hatten wir uns etwas mehr. Und hätten wir uns schneller an die fremden Bedingungen vor Marseille gewöhnt, wäre auch noch mehr drin gewesen. Doch der Blick ist, etwas reicher an Erfahrungen, schon wieder nach vorn gerichtet. Während das Salz des Mittelmeeres noch aus den Klamotten gewaschen wird, sind wir im Kopf schon bei den German Open 2013 in Flensburg.
Diese Zahlen beeindrucken schon ohne jeden weiteren Kommentar. Was uns unmittelbar nach der Weltmeisterschaft 2013 an Eindrücken durch den Kopf spukt, ist jedoch etwas anderes. Diese Eindrücke sind sehr… französisch.
Wenn Deutsche gegen Franzosen segeln, ist das vielleicht ein gutes Abbild unserer deutsch-französischen Freundschaft. Ein nach außen getragenes Kopfschütteln drückt die Verwunderung über den Freund und seine Sitten aus. Gleichzeitig dient es jedoch dazu, eine stille Bewunderung zu verbergen.
Wie sollte man als deutscher Segler ein schlechtes Wort über die französische Regattaszene verlieren. In diesem Bereich beweist La Grande Nation wahrhaftig Größe. Ganz selbstverständlich sind Meldezahlen in allen Klassen, die wir Deutschen nur vom Opti kennen. Ganz routiniert beherrschen die Franzosen das Offshoresegeln auf Multihulls und die internationale Einhandszene. Gesegelt wird alles, was schnell ist und was Spaß macht. Und während man geneigt ist, vor diesem als Breitensport mit unglaublicher medialer Präsenz betriebenen sport nautique das Haupt zu senken, findet man sich als Nichtfranzose auf der Regattabahn wieder und versteht die Welt nicht mehr. Soviel Gelassenheit und savoir-vivre beim Gegner und dem Race-Committee kostet den Durchschnittsdeutschen Nerven. Und mit Verlaub, auch die anderen Nationen schienen hier ein wenig ins Schlingern zu geraten.
Doch es soll nicht der Eindruck entstehen, dass wir uns beschweren wollten. Die Worlds 2013 waren für uns ein wirklich sensationelles und lehrreiches Event. Gegen Größen der Segelszene wie Iker Martinez (Weltsegler des Jahres 2011, Skipper des Volvo Ocean Racer Telefonica, olympischer Goldmedaillist im 49er), Sébastien Col (Weltmeister in zahlreichen Klassen, mehrfacher Matchrace-Weltmeister), José Maria van der Ploeg (olympischer Goldmedaillist im Finn) segeln zu können und auch mal in einzelnen Wettfahrten hinter sich zu lassen, ist eine Chance, die wir herausragend finden und für die wir dankbar sind. Zu sehen, dass wir unsere campaign mittlerweile so im Griff haben, dass wir an Speed und Höhe mit den Topteams mithalten können, gibt ein gutes Gefühl für die Zukunft. Die Erkenntnis, dass wir mittlerweile vollständige Serien segeln, ohne dass ein einziges Manöver in die Hose geht, verleitet zu Übermut. Und die Einsicht, dass es taktisch wohl doch noch ein wenig an Erfahrung fehlt, um auch hier eine lupenreine Serie hinzulegen und mit den ganz Großen mitzuhalten, erdet einen wieder ganz wunderbar und sortiert die eigene Leistung an dem Platz ein, an den sie gehört.
Eure Jungs von der campaign